Antike Münzen aus Anemurion

Mit 115 Münzen aus der Prägestätte Anemurion, einer antiken Stadt in Kilikien, befindet sich, nach derzeitigem Wissensstand, der weltweit größte Bestand zu dieser Prägestätte in der Sammlung Köhler-Osbahr in Duisburg. Die baulichen Überreste des antiken Anemurion liegen heute in der Nähe der modernen Stadt Anamur, am Kap Anamur, der südlichsten Spitze der Türkei. Im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. erlebte Anemurion aufgrund der Lage an römischen Handels- und Heerstraßen als Hafenstadt eine späte Blütephase. Die wissenschaftliche Bearbeitung und Auswertung dieses Spezialbestands ist ein Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Sammlung Köhler-Osbahr und dem Historischen Institut, Abteilung Alte Geschichte, der Universität Duisburg Essen. Seit dem Jahr 2000 konnten wir nun schon, unter Federführung von Prof. Dr. Ruprecht Ziegler, die sechste gemeinsame Lehrveranstaltung durchführen sowie 2007/2008 einen wissenschaftlich bedeutenden Katalog zu den Münzen aus Anemurion publizieren. Aufbauend auf den Katalog ist im Rahmen einer Übung im Wintersemester 2008/2009 eine Ausstellung von den teilnehmenden Studierenden erarbeitet worden.

Die von den Studierenden miterarbeitete Ausstellung Ausstellung Griechen, Geld und Götterwelt. Antike Münzen aus Anemurion“ ist von der Köhler-Osbahr-Stiftung mit über 120 multikulturellen Gästen am 01.02.2009 eröffnet worden, worunter auch Delegationen der Bonner-, der Krefelder- und der Moerser Münzfreunde vertreten waren.

Nachfolgend finden Sie den einführenden Vortrag von Prof. Dr. Ruprecht Ziegler, Universität Duisburg-Essen, der in einer knappen Zusammenfassung die Forschungsergebnisse wiedergibt und die aussagekräftigsten Münzen zeigt.

Anemurion-Katalog
Katalog Bd. III/3, Ziegler, Hauses, Schulze, Althoff „Griechische Münzen und ihr Umfeld. Die Prägungen der kilikischen Stadt Anemurion.“ Duisburg 2008.
ISBN: 978-3-89279-644-2
Plakat-Anemurion
Plakat zur Ausstellung mit Abbildung eines Triassarion des Maximinus Thrax
(235-238 n.Chr.) aus dem Jahr 235 n.Chr. mit Darstellung des Perseus, Harpe (Sichelschwert) und Gorgonenhaupt haltend.

Zur Münzprägung von Anemurion in Kilikien in der römischen Kaiserzeit

Die historische Aussagekraft städtischer Münzen der römischen Kaiserzeit wurde von der altertumswissenschaftlichen Forschung erst verhältnismäßig spät zur Kenntnis genommen. Das liegt unter anderem daran, dass die oft genug dürftig erhaltenen, ästhetisch zumeist wenig ansprechenden Geldstücke mit vielfach rätselhaften Bildern und schlecht lesbaren Aufschriften von Museen und Sammlern lange Zeit eher gemieden wurden. Die Materialerfassung und -publikation hinkte demzufolge weit hinter der von griechischen Münzen und der von römischen Reichsprägungen her. Bis zu einem gewissen Grad trifft das auch heute noch zu. In den letzten Jahrzehnten haben jedoch immer mehr Altertumswissenschaftler den hohen Quellenwert städtischer Münzen erkannt, was zu einem Paradigmenwechsel in der Forschung führte. Die Bearbeitung von süd- und südostkleinasiatischen Münzen ist mittlerweile so weit gediehen, dass die Prägetätigkeit dieses Großraums als vergleichsweise gut erforscht gelten darf. Ausnahmen, zu denen bis dato die Münzen von Anemurion zählten, gibt es aber immer noch in großer Zahl.

Auf der Basis des vorliegenden Materials in der Sammlung Köhler-Osbahr, angereichert durch das anderweitig publizierte und über die Sichtung ausgewählter großer öffentlicher und privater Sammlungen, ließen sich Fragen entwickeln und hoffentlich auch beantworten, die nicht nur die Stadt- und Regionalgeschichte, sondern teilweise auch die Reichsgeschichte betreffen.

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