Musikpreis 2017: Fazil Say

In Duisburg konzertierte Fazil Say bereits zweimal, das erste Mal kurz nach seinem Studium an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf im Lehmbruck-Museum im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr, zuletzt vor zwei Jahren in der Kulturkirche Liebfrauen im Rahmen der Duisburger Akzente (die RP berichtete). Sein erster Klavierlehrer in der Türkei war seinerseits Schüler des berühmten Alfred Cortot. Täglich über Themen zu improvisieren, die mit seinem Alltag zu tun hatten, wurde für Say zu einem selbstverständlichen Teil seines Übens und förderte kreative Prozesse. Das Tor zur internationalen Karriere öffnete sich, als er 1994 den New Yorker Wettbewerb „Young Concert Artists“ gewann. Seitdem gastiert er auf allen fünf Kontinenten und als gern gesehener Solist bei den großen amerikanischen und europäischen Orchestern. Zudem ist er ein hoch geschätzter Kammermusikpartner für die Geigerin Patricia Kopatschinskaja, den Geiger Maxim Vengerov oder den Cellisten Nicolas Altstaedt, Duisburgs „Artist in Residence“ (Gastkünstler) der vergangenen Saison 2016/17. Als Komponist setzte er seiner Heimat manch klingendes, bisweilen mahnendes Denkmal. Denn Says Name steht nicht zuletzt auch für politisches, bürgerrechtliches Engagement.

Für Schlagzeilen sorgte der Musiker etwa 2002, als er in einem Interview davon sprach, die Türkei möglicherweise zu verlassen. Er beklagte damals eine schleichende Islamisierung des Landes und Menschenrechtsverstöße. Zehn Jahre später musste sich Say gar vor Gericht verantworten: Der bekennende Atheist hatte per Twitter Witze über den Islam gemacht. Er wurde wegen Blasphemie zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt – 2015 hob das Oberste Gericht den Beschluss wieder auf und stellte Says Äußerungen unter den Schutz der Meinungsfreiheit. Der Musiker hat seinen Wohnsitz nach wie vor in Istanbul – er wagt es aber derzeit nicht, in die Türkei einzureisen.

Gestern erläuterten Kulturdezernent Thomas Krützberg, Prof. Dr. Jürgen Schläder als stellvertretender Vorsitzender der Köhler-Osbahr-Stiftung und Prof. Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker, die Wahl – passenderweise in jenem Saal des Rathauses, der nach Duisburgs türkischer Partnerstadt Gaziantep benannt ist. Den Musikpreis erhält Fazil Say zum einen, weil er ein herausragender Pianist ist, der mit dem klassischen Repertoire tourt und im Konzert gelegentlich zeitgemäß darüber improvisiert (am bekanntesten wurde seine jazzige Fassung von Mozarts „Rondo alla turca“) und weil er ein sehr interessanter Komponist ist.

Zum anderen, weil er mit seinen Mitteln als ein Botschafter zwischen Deutschland und der Türkei wirkt, was in diesen Zeiten nicht mehr selbstverständlich erscheint. Er selbst sieht sein Werk nach eigener Aussage als eine Verbindung zwischen der vom Rhythmus geprägten türkischen Musik und der von ihrer Geschichte geprägten deutschen Musik. Nicht zuletzt aber auch, weil er politisch klar Stellung bezieht und für die Freiheit des Denkens steht. Der Duisburger Musikpreis wird von nun an nicht mehr für ein Lebenswerk vergeben, sondern an jüngere Persönlichkeiten, die auch ein jüngeres Publikum anziehen.

Bei der Preisverleihung am Sonntag, 19. November, 11 Uhr im Stadttheater, gibt es in diesem Jahr erstmals keine Laudatio, sondern ein öffentliches Gespräch mit dem Preisträger durch den Musikjournalisten Holger Noltze. Say wird selbst Klavier spielen, außerdem erklingt eines seiner Kammermusikwerke mit einem Ensemble der Duisburger Philharmoniker um den türkischstämmigen Konzertmeister Önder Baloglu.

>> Programmheft <<

Bericht von der 28. Musikpreisverleihung der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft an den türkischen Pianisten und Bürgerrechtler Fazil Say vom Sonntag, 19.11.2017

Im großen Saal des Theaters der Stadt Duisburg wurde am Sonntag, 19.11.2017 der Musikpreis der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in einem Festakt an den türkischen Pianisten und Bürgerrechtler Fazil Say verliehen. Der folgende Videobeitrag zeigt Ihnen das Ensemble der Duisburger Philharmoniker in der Besetzung Önder Baloglu, Violine, Bianca Adamek, Violine, Anja Schröder, Cello, Cagdas Özkan, Cembalo/Klavier und Max Klaas, Percussion mit Werken von Johann Joseph Fux (1660-1741) und einen ausführlichen Bilderbogen des Vormittags der 28. Musikpreisverleihung.

Im zweiten Teil zur Berichterstattung über den Festakt zur Verleihung des 28. Musikpreises der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft vom Sonntag, 19. November 2017, sehen und hören Sie den Kulturdezernenten der Stadt Duisburg Thomas Kruetzberg mit seiner Begrüssung.

Im dritten Video des Berichtes zur 28. Verleihung des Musikpreises der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft an den Pianisten und Bürgerrechtler Fasil Say aus der Türkei, zeigen wir den Preisträger am Klavier und den Tänzer Joe Wilson der nach einer Choreografie von Royston Maldoom BLACK EARTH von Fazil Say tänzerisch gestaltet.

Sehen Sie im 4. Teil unserer Berichterstattung ein Ensemble der Duisburger Philharmoniker mit dem Stück „1001 Nights in the Harem“, 1. Satz Allegro und 2. Satz Allegro assai mit Önder Baloglu an der Violine, Cagdas Öskan am Klavier und Max Klaas am türkischen Schlagwerk.

Teil 5 unserer Eindrücke zur Verleihung des Musikpreises der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft vom Sonntag, 19. November 2017 an den Pianisten und Bürgerrechtler Fazil Say zeigt das Grusswort von Hans Jürgen Kerkhoff, dem Vorsitzenden der Köhler Osbahr Stiftung und die anschliessende Preisverleihung durch ihn und Thomas Kruetzberg.

…und nun ein ausführlicher Bilderbogen des Festaktes vom Sonntag, 19. November 2017 anlässlich der 28. Verleihung des Musikpreises der Stadt Duisburg und der Köhler Osbahr Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft an den türkischen Pianisten und Bürgerrechtler Fazil Say im Grossen Saal des Theaters Duisburg.

Alle Videobeiträge ©2017 Frank M. Fischer mit freundlicher Genehmigung

Loading